Mit «But not in my backyard» kommen wir nicht weiter

Windkraft

Es herrschte grosse Aufregung, als der Regierungsrat zum ersten Mal seine Pläne zur Windenergie im Kanton Zürich präsentierte. Auch im Säuliamt führten diese zu Unmut. Im ersten Moment war diese Reaktion durchaus verständlich. Lange hiess es, in einem hügeligen Land wie der Schweiz würden diese nichts bewirken. Wir hätten kein Potenzial. Und überhaupt, sie wären laut, töten Vögel und verschandeln die Landschaft. Das waren auch die Argumente, mit denen die Gegnerinnen und Gegner der Windkraft in einigen Standortgemeinden Stimmung machten. Tatsache ist jedoch, dass sich die Windkraft­technologie in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat. Die Windräder wurden effizienter und leiser, und man entwickelte Sensoren, um Vögel frühzeitig zu erkennen und entsprechend die Windräder zu stoppen. So bleiben die grössten Feinde von Vögeln auch nach dem Bau von Windrädern die gut geputzten Fensterscheiben und Hauskatzen. Nur darüber, was die Landschaft verschandelt, könnten wir wohl ewig streiten. Denn Ästhetik liegt nun mal im Auge des Betrachters.

Was hingegen keine Stilfrage, sondern Fakt ist: Ein weiter wie bisher ist keine Option. Die ersten Monate dieses Jahres haben es uns leider eindrücklich vor Augen geführt. Der Frühling war geprägt von Rekord­temperaturen, gewaltigen Föhnböen, der April war der 13. Rekordtemperatur- Monat in Folge. Was früher als Extremwetter-Situationen deklariert war, gehört heute zur Realität. Eine Realität, welche in den vergangenen Wochen zu verheerenden Konsequenzen führte. Murgänge im Wallis, Überschwemmungen im Graubünden, Bergstürze im Tessin.

Die Klimakrise findet im Hier und Heute statt. Es liegt an uns und der nächsten Generation, jetzt etwas zu verändern. Ein wichtiger Schritt dazu ist der Wechsel aus den emissions­reichen fossilen Energieträgern zu erneuerbaren Energien. Und dazu gehört auch der Wind, dessen Potenzial bisher noch wenig genutzt wird. Dazu braucht es Windräder und diese müssen irgendwo aufgestellt werden. Durch das «But not in my backyard», wird dieser Ausbau jedoch massiv verlangsamt und das Potenzial bleibt ungenutzt. Noch schlimmer: Wenn wir uns weigern, die Dekarbonisierung voranzutreiben, dann wird es bald keine «Backyards» mehr geben, in denen wir den Bau eines Windrades verhindern könnten. Wem die Natur, eine intakte Bio- und Atmosphäre sowie ein zukunftsfähiger Planet am Herzen liegt, setzt sich gegen die Klimakrise ein. Die Windkraft ist ein kleiner Teil davon. Nutzen wir sie.

Hannah Pfalzgraf, SP Kantonsrätin

Hannah Pfalzgraf
Kantonsrätin SP
Mettmenstetten

Forum Affolter Anzeiger vom 16. Juli 2024

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