Drei Initiativen für bezahlbares Wohnen
Bei einem Leerwohnungsbestand von weniger als 1 Prozent spricht man von Wohnungsnot. Wer in den letzten Jahren im Kanton Zürich eine Wohnung gesucht hat, kennt die Situation aus eigener Erfahrung: kaum Angebote, hohe Mieten, wachsender Druck. Der Wohnungsmarkt funktioniert nicht mehr für die breite Bevölkerung. Aktuell liegt die Leerwohnungsziffer im Bezirk Affoltern bei 0,75 Prozent, in der Stadt Affoltern bei 0,65 Prozent. Alarmierende Zahlen: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum – auch bei uns vor Ort.
Diesen Missstand nahm der jüngste Polit-Stamm der Grünen und der SP zum Anlass, um gemeinsam mit Interessierten über Lösungen zu diskutieren.
Als Gast referierte Thomas Schweizer, Kantonsrat der Grünen, über drei der aktuell fünf kantonalen Wohn-Initiativen.
Vorkaufsrecht für Gemeinden
Die breit abgestützte Initiative «Mehr bezahlbare Wohnungen im Kanton Zürich» will Gemeinden das Recht geben, bei grösseren Land- und Liegenschaftsverkäufen auf ihrem Gebiet mitzubestimmen. Dank dem Vorkaufsrecht könnten sie Grundstücke selbst übernehmen – zum vereinbarten Marktpreis. Ziel ist es, Boden der Spekulation zu entziehen und für gemeinnützigen Wohnraum zu sichern. Über diese Vorlage wird voraussichtlich am 30. November 2025 abgestimmt.
Kantonale Wohnbaugesellschaft
Die zweite Initiative – die Wohnungs-Initiative von Grünen, SP und AL, fordert die Schaffung einer kantonalen Wohnbaugesellschaft. Ausgestattet mit einem Startkapital von 500 Millionen Franken, soll diese Gesellschaft Wohnungen zu Kostenmiete anbieten.
Schutz vor Leerkündigungen
Die dritte vorgestellte Vorlage – die Wohnschutz-Initiative – setzt beim Erhalt bestehender Mietwohnungen an. Sanierungen sollen nicht mehr zu übermässigen Mietsteigerungen führen. Leerkündigungen – das gezielte Kündigen von Mietverhältnissen zur Gewinnmaximierung – sollen unterbunden werden. Auch bei Abbrüchen verlangt die Initiative Ersatz durch vergleichbaren, bezahlbaren Wohnraum.
Ziel: Wohnraum für alle
In der Diskussion waren sich die Teilnehmenden einig: Wohnen ist ein Menschenrecht – und darf nicht zur Ware verkommen. Gemeinden sollten vermehrt Grundstücke erwerben und diese im Baurecht abgeben, Wohnbaugenossenschaften gezielt fördern, um dauerhaft günstigen Wohnraum zu ermöglichen. Der Bedarf an konkreten Lösungen ist spürbar.
Die Initiativen bieten dazu wichtige Ansätze – jetzt ist die Öffentlichkeit gefragt.
Stefan Kessler, Grüne Bezirk Affoltern
Affolter Anzeiger vom 18. Juli 2025
Nächster POLIT-STAMM 10. September