JA zur Teilrevision der Personalverordnung am 3. März
Die Stadt Affoltern leidet unter dem Fachkräftemangel.
Seit einiger Zeit wird es immer schwieriger, benötigte Stellen zu besetzen und die Situation verschärft sich zusehends. Die Stadt riskiert den Ausfall wichtiger Dienstleistungen, auch im Pflegebereich.
Eine externe Studie bestätigt: Die Löhne der städtischen Angestellten liegen deutlich, um etwa 5 bis 25% unter dem Medianlohn zürcherischer Gemeinden. Für den Stadtrat ist klar: Das Lohnniveau ist anzuheben. Doch er wählt nicht die erstbeste Lösung. Er handelt mutig, schlägt eine zukunftsweisende Lösung vor:
Die Arbeitszeit von 42 Stunden auf 38 pro Woche bei vollem Lohnausgleich für alle zu reduzieren.
Für viele Angestellte ist heutzutage eine kürzere Arbeitszeit attraktiver als eine Lohnerhöhung.
Denken wir an die Mehrfachbelastung der Eltern durch Arbeit und Familie, die immer hektischere Arbeitswelt. Angesichts allem was ständig ansteht, ist sogar eine 40+ h Arbeitswoche zu viel: Schlafen, Essen, Erwerbsarbeit, Eigenarbeit, Fürsorgearbeit, Gemeinwohlarbeit. Studien zeigen klar: Kürzere Arbeitszeiten fördern die Gesundheit, reduzieren dank weniger Stress die Krankheitsausfälle. Und ganz wichtig: Kürzere Arbeitszeiten bleiben bestehen, Lohnerhöhungen werden bald durch die Teuerung weggefressen.
Die Stadt Affoltern gewinnt ein Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeberin.
Die 38 h Woche ist für den Stadtrat ein lange wirkendes Signal an potentielle Fachkräfte. Ein Signal das länger anhält als eine bald verblassende Lohnerhöhung. Affoltern wird konkurrenzfähiger – z.B. gegenüber der finanzstarken, nahen Stadt Zürich.
Gewiss, ein zusätzlicher Nutzen ist mit Mehrkosten von 2.3 Mio. Fr. verbunden, wobei vier Stunden weniger oder eine Lohnerhöhung um 10% - die Mehrkosten sind gleich. Vollzeitbeschäftigte können auf 38 Stunden pro Woche reduzieren und ca. ein Drittel der Beschäftigten, die Teilzeit arbeiten, erhielten eine Lohnerhöhung. Mögliche positive Kosteneinsparungen: 1.2 Mio. Fr. dank weniger teurer Springer für vakante Stellen, weniger Aufwand für Personalsuche und –einarbeitung dank weniger Personalwechsel, weniger Krankheitsfälle dank weniger Stress. Der Finanzhaushalt wird durch die Mehrkosten nicht strapaziert. Sie sind bei einem Überschuss von 6.4 Mio. Fr. im Budget 2024 unabhängig vom Finanzausgleich finanzierbar.
Die Stadt wird für attraktivere Arbeitsbedingungen weiteres überlegen, wie die Einführung der vier Tage Woche, die Stärkung der Selbstorganisation der Mitarbeitenden, etc. Und um wirtschaftlich zu bleiben, ihre Prozesse laufend kritisch überprüfen, die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen.
Übrigens wären höhere Löhne gerechtfertigt, da die Stadt Affoltern laufend Aufgaben von anderen Gemeinden übernimmt, die sie wirtschaftlicher und produktiver als diese erbringt.
Erfahrungen mit reduzierter Wochenarbeitszeit
Das Spital Wetzikon und das Alterszentrum Bülach bestätigen: Eine reduzierte Wochenarbeitszeit ist attraktiv und wirksam. Lange vakante Stellen können besetzt werden, die Angestellten sind zufriedener und bleiben länger, das Betriebsklima verbessert sich, die Kosten für die Personalsuche und –einarbeitung sinken.
Eine gross angelegte Studie zur 4 Tage Woche in England zeigt: Mit 20% weniger Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn reduzierten sich die Fehltage bei gleichbleibender Produktivität deutlich. Innovative Unternehmen in der Schweiz haben die reduzierte Wochenarbeitszeit bereits erfolgreich umgesetzt. Viele berichten, dies sporne an, viele Leerläufe und unproduktive Arbeiten loszuwerden - ohne Einbusse bei der Produktivität.
Stadt Affoltern als Vorbild
Viele berufstätige Menschen wünschen sich heute Entschleunigung, mehr Zeit für die Familie oder gemeinnütziges Engagement (Vereinsarbeit, politische Ämter). Die 38 Stunden Woche ist hochaktuell wie das grosse Medienecho zeigt. Schritte in diese Richtung zum Wohle ihrer Angestellten und in eigenem Interesse überlegen sich viele Unternehmen und Organisationen. Sie blicken gespannt auf die Erfahrungen unserer Stadt.
38 Stunden Arbeitswoche statt Lohnerhöhung – für viele Fachkräfte ist dies klar besser.
Martin Gallusser
für Komitee "Pro 38h Woche"
SP Affoltern am Albis, EVP Affoltern, Grüne Affoltern