Es ist schon eine Weile her, doch die kantonsrätliche Kolumne von Ursula Junker im Anzeiger vom 29. Oktober beschäftigt mich noch immer. In bitteren, vorwurfsvollen Aussagen klagt Ursula Junker die kantonale Fachstelle Naturschutz an, die Bauern hintergangen und angelogen zu haben, weil der Kanton vor 20 Jahren versprochen habe, dass das Pflegen von Ökowiesen freiwillig sei. Und jetzt erarbeitet der Kanton eine einheitliche Schutzverordnung auch fürs Knonauer Amt, um einige wenige besonders wertvolle, artenreiche Flächen langfristig zu erhalten.
Gut so! Um zu verhindern, dass gefährdete einheimische Tier- und Pflanzenarten aussterben, braucht es viele kleinste, kleinere und grössere Schutzgebiete im ganzen Land – auch bei uns. Es ist schön, dass es Landwirte gibt, die die Dringlichkeit dieser Aufgabe erkannt haben und bereit sind, sich für den Erhalt der Artenvielfalt einzusetzen. Der Kanton will nun die ökologisch wertvollsten Flächen langfristig als Schutzgebiete ausscheiden. Landbesitzer und Bewirtschafter sind mehrfach informiert worden und haben die Gelegenheit, ihre Anliegen in persönlichen Sprechstunden einzubringen. Längst nicht alle, weder im Säuliamt noch im ganzen Kanton, haben sich danach auf den Kriegspfad begeben, um die Pläne zum Schutz der Biodiversität abzuschmettern.
Man kann das auch so sehen: Nur für die erfolgreichsten Beispiele von Ökowiesen soll der Schutzstatus gelten. Es ist ein Lob, eine Zertifizierung für diejenigen, denen es gelungen ist, Wertvolles zu schaffen für den Erhalt einer vielfältigen Natur – sie dürfen stolz sein auf diese Auszeichnung! Dass sie für diese Arbeit entschädigt werden, ist richtig und verdient. Mensch, Tier und Pflanzen profitieren davon. Nur mit Freiwilligkeit und Unverbindlichkeit werden wir es nie schaffen, die Ziele im Bereich der Biodiversität, die sich Bund und Kanton im Auftrag der Schweizer Bevölkerung gesetzt haben, zu erreichen.
Franziska Sykora, Mettmenstetten
Leserbrief im Affolter Anzeiger vom 22. November 2022