Der Entscheid zum Französisch-Unterricht kommt mir spanisch vor

Rubrik Ämtler Kantonsräte meinen im Affolter Anzeiger vom 30. September

Roger Schmutz
SP Kantonsrat Roger Schmutz

Dies ist die erste Kolumne, die ich in der Rubrik «Ämtler Kantonsräte meinen» schreiben darf. Erst wenige Wochen im Amt gebe ich mir grosse Mühe, mich möglichst schnell mit den Gepflogenheiten im Kantonsrat vertraut zu machen und die Abläufe kennen zu lernen. Eine Aufgabe, der ich mich mit hoher Motivation und grossem Eifer widme.

Die wohl grösste Überraschung während dieser Anfangsphase für mich war in meiner erst dritten Sitzung der Entscheid, den Einstieg in den Französisch-Unterricht von der Primarstufe in die Oberstufe verschieben zu wollen. Dieser hat bekanntlich in der ganzen Schweiz Wellen geschlagen.

Eigentlich habe ich mir vorgenommen, mich hauptsächlich auf jene Geschäfte zu konzentrieren, für welche die Kommission für Planung und Bau zuständig ist, deren Mitglied ich bin. Aber als noch amtierender Schulpflegepräsident in Wettswil lässt mich der besagte Entscheid natürlich nicht kalt.

Insbesondere war ich von der Argumentation ein bisschen irritiert. Unter anderem wurde vorgebracht: Weil die Kinder zu wenig lernen würden, solle der Unterricht auf später verschoben werden. Diese Logik erschliesst sich mir nicht.

Dieser Entscheid führt keineswegs dazu, dass die Schülerinnen und Schüler bis zum Ende ihrer Schulzeit besser Französisch beherrschen. Statt sich zu fragen, was verbessert werden könnte, untergräbt man mir nichts, dir nichts den Lehrplan. Es mag gut sein, dass es beim Französisch-Unterricht Verbesserungspotenzial gibt. Dieses nicht anzugehen sondern einfach weniger Unterricht zu machen, kommt aber einer Kapitulation gleich.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider mahnte daraufhin zu Recht, dass es nicht genüge, am 1. August die Willensnation Schweiz zu lobpreisen, wenn man sich nicht über die Landesteile hinaus verständigen könne.

In einer Demokratie ist es essentiell, dass sich die Bürgerinnen und Bürger gegenseitig zuhören und verständigen können. Man muss nicht gleicher Meinung sein, aber man muss wenigstens versuchen, die Gegenseite zu verstehen. Nur so ist es möglich eine mehrheitsfähige Lösung eines Problems zu finden. Und letztlich zeugt es auch von Respekt, sich auf die Sprache des Gegenübers einzulassen.

Im Zürcher Kantonsrat wird zum Glück nur Deutsch gesprochen – so gut ist mein Französisch auch wieder nicht, das gebe ich freimütig zu. Aber ich habe mir auf die Fahne geschrieben, den «gegnerischen» Positionen genau zuzuhören. Ich möchte verstehen, was deren Ansichten sind, genauso wie ich mir wünsche, dass sich die anderen mit meinen Positionen auseinandersetzen. Es ist mein Verständnis von Demokratie, dass das überzeugende Argument sich durchsetzen möge. In diesem Sinne freue ich mich auf viele spannende Diskussionen und auf meine weitere Tätigkeit im kantonalen Parlament.

Roger Schmutz, SP, Wettswil

 

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